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Donnerstag, 15. Dezember 2011

Im Gespräch: Audiocæneat

"Wir bleiben sachlich und realistisch."
Die einen schwärmen von „einem Juwel im Genre“ die anderen loben mit Worten wie: „deutscher Post-Rock vom feinsten“.
Fakt ist, mit ihrem Debütalbum „Red Sessions“ haben Audiocæneat vor fast einem Jahr sicher für Aufsehen gesorgt und legten somit einen weiteren Grundstein für soliden Rock Made in Germany.
Da stellt sich doch die Frage, was darf man in Zukunft von der Band erwarten? Ich bin dieser Frage nachgegangen. Was sich die vier Jungs von Audiocæneat für das kommende Jahr vorgenommen haben, erzählen Sie auf Gezeitenstrom.

National sowie international ist die Band Audiocæneat alles andere heute als eine unbekannte Formation. Euer Debüt Album Red Sessions hat ja durchweg positive Kritiken ernten können. Überrascht von eurem Erfolg?
Hans - definitiv! wir haben auf der letzten Tour u.a. mit Lite aus Tokio zusammen gespielt... seit dem ist für mich der Traum geträumt, alles erreicht und doch zu wenig LP‘s verkauft. :)
Paul - Ich freu mich total darüber, dass es so gut ankommt. Wir alle haben viel Zeit und Kraft investiert. Es ist schön, dass das Ergebnis so vielen Leuten so gut gefällt.
Oliver – Erfolg ist ein leicht missverstehendes Wort. Ich glaube wir sind dankbar, dass wir mit der Red Sessions eine gewisse, positive Resonanz erzielen konnten. Grundsätzlich sind wir glücklich, dass wir mit unserer Musik einige Menschen da draußen erreichen können.
Thomas – Überrascht kann man schon sagen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so viele Leute so schnell Gefallen daran finden würden. Das musikalische Milieu/Klientel, welches unser Genre hört, ist eigentlich sehr wählerisch in Sachen neue Bands. Also ich bin's zumindest :) Mit soviel Begeisterung hab ich nicht gerechnet.

Euer Stil wird sehr oft in einem Atemzug wie Mogwai, Immanu El oder Blueneck genannt. Ehrt Euch das oder seid ihr es langsam Leid, verglichen zu werden?
Oliver – Diese Vergleiche ehren uns natürlich. Selbst in diesem dekadent wachsenden Subgenre bzw. Mikrokosmos "Postrock" sieht man sich selbst fast schon täglich, der Frage nach dem individuellen Wiedererkennungswert ausgesetzt. Ich glaube wir dürfen auf jeglichen Vergleich stolz sein, was jedoch keineswegs bedeuten soll, dass wir uns in dieser Grauzone verlieren. Eigentlich sind wir ja dem typischen Postrock nicht zugehörig bzw. haben wir eine eigene Herangehensweise und Sichtweise entwickelt. Wir arbeiten mehr mit dynamischen Elementen, malen Songs dennoch bis zum letzten Farbtropfen aus und haben auch nicht die Absicht, dass die Zuhörer sich immer nur entspannen können.
Paul - Musik zu hören beinhaltet immer auch automatisch den Vergleich mit bereits Bekanntem. Ich bin glücklich, wenn unsere Musik derartige Assoziationen hervorruft. Aber vielleicht werden ja irgendwann andere Bands mit "klingt wie Audiocæneat" beschrieben:)
Hans - gemischt. allerdings verehren wir diese Bands und würden uns schon deshalb nicht mit ihnen vergleichen.

Wie entstehen Eure Songs? Gibt es kreative Bezugspunkte oder Orte, an denen ihr Euch zurückzieht, wenn es um ein neues Album geht?
Paul - Wir machen nun schon einige Jahre zusammen Musik. In dieser Zeit ist ein Pool an unzähligen tollen Ideen und Fragmenten entstanden, die geschickt zusammengefügt und arrangiert werden wollen. Leider proben wir sehr unregelmäßig, was dem Arbeitstempo nicht gerade gut tut.
Hans - naja es gibt da ein Label, welches Mensch als kreativen Bezugspunkt interpretieren könnte. Unser Lieblingslabel heißt Denovali-Records. Ansonsten entstehen die Songs meist im eigenen Zimmer, werden dann im proberaum in Dresden bearbeitet und bei Paul in Berlin, vor einem Jahr noch Potsdam, aufgenommen. die Drums jedoch haben wir in unserem Heimatdorf aufgenommen und werden das wahrscheinlich so beibehalten.
Oliver – früher war es so ein autistisches Ding. Entweder Hans oder ich kamen mit genauen Vorstellungen zur Probe. Wir versuchten wir uns dann als Band an den Stücken. Hm. Eigentlich ist es noch immer so, außer dass wir uns nun schon im Vorfeld mit den Songs beschäftigen und eher ganzheitlich vorbereiten. z.B. Wollen wir ja auch perspektivisch mit zusätzlichen Instrumentalbesetzungen arbeiten. Das bedeutet halt, dass man sich schon im Kopf fokussieren muss um weiteren Instrumenten ausreichend Platz zum Atmen bzw. zur Entfaltung zu geben. Entspannte Rückzugsmöglichkeiten sind natürlich ideal um in Ruhe zu arbeiten. Ich speziell nutze die Möglichkeit zum Songwriting wenn ich mich an meinem, 120km von Dresden entfernten Arbeitsort genau in einem verschlafenen Neißetal befinde. Aufgrund dieser räumlichen Distanzen ist die Onlinearbeit, welche wir regelmäßig vernachlässigen, eigentlich extrem wichtig. Aber irgendwie hat sich im Laufe der Zeit etwas entwickelt, was man als blindes Verständnis beschreiben könnte.

Auf der Red Sessions gibt es sechs wundervolle Stücke mit sphärischen Arrangements. Würdet ihr einen Song hervorheben, bei dem ihr selbst sagen würdet, dass ihr euch übertroffen habt?
Hans - IDYLLA
Red Sessions - das Debütalbum
Paul - Jeder Titel hat seinen ganz individuellen Charakter und auch seine Geschichte. Ich könnte da nur schwer einen einzigen bevorzugen. Wahrscheinlich hätten wir dann eine Singleauskopplung rausgebracht oder so. Klar gibt es Stellen, die zugänglicher als andere sind - vielleicht "poppiger" arrangiert - und damit oberflächlich betrachtet ein größeres Potential haben zu gefallen. Ich hab auch meine "Lieblingssongs", aber das begründet sich ganz profan auf der Tatsache, dass sie mir hinter den Drums mehr Spaß machen. Das hat aber nichts mit coolen Arrangements, Songstrukturen, oder dem Gesamteindruck zu tun.
Oliver – jeder Song ist individuell betrachtet sorgfältig arrangiert. Wenn man sich in den Songstrukturen verlieren möchte, bietet jeder Song divergierende Intentionen. Idylla ist natürlich bemerkenswert, wenn man sich dieser mächtigen Entspanntheit hingeben kann und/oder möchte. Aber auch die eher pragmatischen The Truth unfolded oder Buh sind wunderbar farbenfrohe Wundertüten. Meine Lieblingssongs sind jedoch aufgrund der melodiösen sowie songstrukturbedingten Explosionen aber auch der textlichen Inhalte Kalypso und Painting the earth with night flares.
Thomas – Meiner ist glaube ich Kalypso. Ich mag diesen post-apokalyptischen Touch und die flirrigen Gitarren von den Jungs. Kann sich aber morgen schon wieder ändern. Rein spielerisch macht mir von der Red Sessions Painting The Earth With Night Flares am meisten Spaß. Ich liebe den krachigen letzten Part!!

Was mich zur nächsten Frage bringt – konkrete Pläne schon für ein zweites Album? Wenn ja, erzählt doch bitte ein paar Details?
Hans - es wird eine 2xLP geben, die eigentlich nächsten Winter erscheinen soll. -wenn wir es schaffen gibt’s im Sommer 2012 einen oder zwei neue Songs, die wir auf ein 4 way split tape packen wollen, welches auf romani ite domum records aus Dresden erscheinen soll.
Paul - Wie schon gesagt es gibt viele Ideen und halbfertige neue Songs. Da muss aber noch einiges passieren.
Oliver – ja klar. Das Konzept und das Artwork stehen bereits fest. Jetzt gilt es Songs zu schreiben. Wir haben sehr viele Ideen, welche wirklich schon weit fortgeschritten sind. Da ich uns und mich bezüglich des Songwriting‘s jedoch sehr gut kenne, werden wir noch geraume Zeit damit verbringen die ca. zwölf erwünschten Songs in festere Formen zu gießen. Zwei Songs sind vom reinen Songwriting-Prozess bereits so gut wie fertig.
Thomas – Den einen oder anderen neuen Song kann man auf den nächsten Konzerten (auch schon auf unserer letzten Tour) live hören. Bis dann aber die endgültigen Arrangements aller Songs stehen, wird es wohl noch ein paar Monate dauern. Ich vermute so gegen Ende 2012 kann man damit rechnen. Vorher gibt es aber evtl. ein oder zwei neue Songs auf einer Single oder einer Split-Musikkassette :) oder alles beides!

Nächstes Jahr geht es auf Tour nach England. Sicher ein Erlebnis für Euch alle oder?
Paul - Klar. Mal sehen wie wir hinkommen:)
Hans - ja wir freuen uns schon sehr auf die UK-Tour. Diesmal haben wir dann auch einen größeren Bus, das wird Luxus. -wir wollten eigentlich auch nach Irland aber die Fähre von England nach Irland und zurück ist viel zu teuer.
Oliver – England zu bereisen ist immer schön. Dort nun auch Shows spielen zu dürfen ist absoluter Wahnsinn aber auch Herausforderung aufgrund der wahrscheinlich musikalisch übersättigten und deshalb sehr kritischen Zuschauer/hörer.
Thomas – Haben wir überhaupt schon wieder ein neues Auto?

Beim durchschauen Eurer bisherigen Konzerte fiel mir auf – ihr habt bis dato schon mit fast jeder Bandgröße im Genre die Bühne geteilt. Habt ihr eine Wunschband, mit der ihr gerne die Bühne (eventuell wieder) teilen würdet?
Hans - mit Three steps to the ocean wollen wir wieder auf ihrer Tour im März spielen. eigentlich wollen wir mit allen Bands gerne nochmal spielen. -meine große Wunschband, mit der ich gern mal die Bühne teilen würde, heißt The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble.
Paul - Fürs Prestige ist es natürlich toll eine Liste mit Bands zu haben, die am gleichen Abend auf der gleichen Bühne standen wie man selbst. Es gibt natürlich auch noch einige große Bands des Genres, die auf unserer fehlen. Mir selbst ist für ein Konzert wichtiger, dass man zusammen einen schönen Abend gestaltet, sich dabei menschlich möglichst auf Augenhöhe begegnet. Nicht nur unter den Bands. Auch mit dem Publikum.
Oliver – alles angenehme Zeitgenossen. Wunschbands rein Postrock-stilistisch wären u.a. GY!BE, Gregor Samsa, God is an Astronaut und Explosions in the Sky...aber auch die Smashing Pumpkins zählen definitiv zu meinen Wunschbands
Thomas – Bisher hat mich keine der größeren Bands, mit denen wir gespielt haben, menschlich oder musikalisch enttäuscht. Ich finde es besonders Klasse, dass wir uns nach zwei Shows und einem Denovali Swingfest Abend mit Blueneck so toll befreunden konnten. Das sind echt super Typen. Mit denen wird in Zukunft sicher noch mehr geplant +++ Auf die Wunschliste kommen für mich These Monsters, My Vitriol und Sigur Rós. Die letzten beiden kann ich ja wenigstens erträumen. Wenn ich irgendwann mal zusammen mit meinem guten Kumpel und Wunderkind Owen Brinley auf der Bühne stehen kann, wäre das auch eine kleine Traumerfüllung. Seine Musik begleitet mich schon ein ganz paar Jahre.

Eventuell dann im Februar in England auch?
Hans - ich denke wir freuen uns alle auf youthpictures of florence henderson, was Pieter von Frontal Noize Rcords möglich machte. mit Her Name is Calla oder Blueneck würden wir auch gern den einen oder anderen Abend verbringen.
Oliver – ganz klar youth pictures of florence henderson, auf diese Band freuen wir uns wirklich besonders, da sie stilistisch nicht wirklich unserem Sound entsprechen aber das hatten wir ja schon in Frage 2.
Thomas - Genau dort.

Wie sieht die Zukunft von Audiocæneat aus? Was darf man von euch in naher Zukunft hierzulande erwarten?
Paul - Wir schreiben und spielen fleißig weiter. Von Zeit zu Zeit werden neue Songs zum Set dazustoßen. Irgendwann sind es dann mal genug fürs 2.Album.
Hans - hierzulande werden wir versuchen mehr Shows zu spielen.
Oliver – Klar ist es wünschenswert live noch präsenter zu sein, man darf jedoch nicht vergessen, dass es lediglich unser Hobby ist. Luftschlösser wird es nicht geben. Wir bleiben sachlich und realistisch, werden weiter an unserer ureigenen Stilistik arbeiten und hoffentlich bis Mitte 2012 das Songwriting für das neue Album abschließen. Ende des Jahres sollten dann auch die Aufnahme-Session abgeschlossen sein. Diese Underdogsituation ist durchaus komfortabel, da wir uns bisher in keinerlei Hinsicht gebunden haben was Labels etc. betrifft und somit Liveshows sorgfältig planen können. Im Norden Deutschlands besteht noch Nachholbedarf.
Thomas – Hans sagts: mehr Shows. Wir werden auch versuchen, in die Städte und Regionen zu kommen, wo wir bisher gar nicht gespielt haben. Da gibt es noch einige. Hamburg zum Beispiel :) *Zaunpfahl wink* (Anm. darüber würde sich Hamburg sicher sehr freuen!)


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