Post-Rock aus Asien hat nicht erst seit der Band Mono Hochkonjunktur. Unbestritten gelten die Japaner als Pioniere in diesem Genre, was unbestreitbar ist, aber auch als eine Inspirationsquelle für viele Künstler und Formationen im musikalischen Bereich. Doch Asien hat mehr bekannte Bands in dieser Richtung, als man annimmt.
Einige kommen nicht über den regionalen Bekanntheitsgrad hinaus, doch es gibt zum Glück auch Ausnahmen. Wang Wen (惘闻) aus China ist auf dem besten Weg, eine feste Größe zu werden und international sich zu etablieren neben Mono. Mit dem neuen Album „Sweet Home, Go!“ heben die Chinesen den experimentellen Post-Rock auf einer neuen Ebene.
Man mag es kaum glauben, aber "Sweet Home, Go!" ist bereits das neunte Studioalbum von Wang Wen. Fast drei Jahre haben die Chinesen am neuen Werk gefeilt und holten sich bei dem kreativen Entstehungsprozess professionelle Hilfe aus Europa. Um genauer zu sein, die beiden belgischen Brüder Wouter und Lode Vlaeminck von der Band Tomàn produzierten das 9. Album der Chinesen mit. "Sweet Home, Go!" ist daher auch ein umfassendes und eigenständiges Album geworden, irgendwie auch sinnbildlich für die Interpretation der Chinesen mit dem Post-Rock.
Denn die mehrköpfige Band aus Dalian erschafft auf ihrem neuen Album einen sehr atmosphärischen Post-Rock der modernen Art mit ausgeprägten, experimentellen Facetten. Recht umfangreich sind die Klangstrukturen der Chinesen ausgearbeitet, vielschichtig und eingängig ist das Kernelement von Sweet Home, Go! Neben den typischen Gitarrenlandschaften im Post-Genre verschachteln Wang Wen klassische Instrumente wie Klavier, Cello, Glockenspiel oder Blasinstrumente zu einem eigenständigen und dynamischen Klangerlebnis, welches an Komplexität sich deutlich abhebt von anderen Formationen.
Ein Unikat im Post-Rock-Genre.
Das braucht auch seine umfassende Entfaltung, Wang Wen räumen diesen Aspekt in den Überlängen der Lieder ein. Denn kein Song ist kürzer als 8 Minuten, wo Wang Wen viel Zeit und Kreativität aufwenden und in ihren Songs einfließen lassen.
Mit einem bezaubernden Zusammenspiel aller Instrumente erklingt „Heart of Ocean“, welches sich von Minute zu Minute zu einem wahren Glanzstück entpuppt. Erst ruhig und bedächtig ziehen die Chinesen mit fortlaufender Dauer Dramaturgie und Dynamik an, um am Ende mit Gitarreneruptionen zu explodieren. Emotional agiert auch der Song „Sweet Home, Go!“, mit vielen experimentellen Ebenen zeigen die Chinesen hier ein intelligentes Verständnis zum Post-Rock. Das gilt auch für „Lost in the 21st Century“, ein Song mit filmreifer Inszenierung, der von den Arrangements der Gitarren richtig aufblüht. Die sensiblen, progressiven Gitarrenspiele und vielschichtige Instrumentalisierung ist ein Markenzeichen der Chinesen auf ihrem neuen Werk.
"Sweet Home, Go!" richtet sich daher auch an Musikliebhaber, die ein akustisches Erlebnis suchen. Man kann Wang Wen durchaus als Unikat im Post-Rock-Genre ansehen. Ihr Stil, die Auffassungsgabe im musikalischen Bereich und den Drang mit der Musik zu experimentieren, werden von den Chinesen sehr ausgereizt und stetig weiterentwickelt. Veröffentlicht wird „Sweet Home, Go!“ am 30. September 2016 über Pelagic Records. Neben einer digitalen Version wird es auch als Doppel LP und auf CD erscheinen. Für Freunde des experimentellen Post-Rock sicher sehr zu empfehlen.
TRACK LIST
1. Netherworld Water 14:56
2. Red Wall and Black Wall 8:07
3. Heart of Ocean 10:54
4. Children's Palace 13:39
5. Lost in the 21st Century 9:01
6. Sweet Home, Go! 14:33
7. Reset 2:19
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